Archives For Dezember 2005

Eigentlich wollte ich ja nur den Markeneintrag auf „gulli“ nutzen um gulli.eu zu sichern um die bisherigen Domains (gulli.de, gulli.us, gulli.org, gulli.at, usw. usf.) zu ergänzen. Wenn man dann aber mal anfängt sich mit der EU-Bürokratie, die zur Registrierung von .eu-Domains notwendig sind zu beschäftigen, landet man auch auf dieser Seite, die 3 Listen mit von der Europäischen Kommission reservierten Domainnamen enthält.

Eigentlich sind diese Listen sinnvoll. Es ist gut, dass geographische Bezeichnungen wie oesterreich.eu, hamburg.eu, usw. nicht von jedem (mit entsprechender Marke) registriert werden können, aber diese Listen sind einfach nur schlecht.

Himmel – was wollen die denn alles haben? Da fallen mir folgende Kategorien ein:

Deutsche Nazi-Paranoia: Nazis verhindern indem man ihre Begriffe besetzt? Was wollen die auf Domains wie lebensraum-im-osten.eu, neugrossdeutschland.eu, ss-deutschland.eu, viertes-reich.eu, usw. veröffentlichen? Wieso neugrossdeutschland.eu blockieren, wenn neugrossdeutschland.de noch frei zur Registrierung ist?

Wir wollen alles: Anstatt den Namensraum unter .eu sinnvoll zu nutzen (oder den existierenden unter eu.int zu verwenden), werden für irgendwelche Mini-Kommissionen der EU Begriffe reserviert, die absolut keiner mit dieser Kommission verbinden würde. Wer erwartet offzielle EU-Informationen unter Domains wie vl.eu, youthportal.eu, uebersetzungszentrum.eu, technology-platform.eu, achse.eu, baos.eu, seo.eu, buchhandlung.eu, cafe.eu, cards.eu?

Unverschämtes: Geht die EU davon aus, dass China irgendwann einmal Mitgliedsstaat wird? Wenn nicht: Wieso wird china.eu von ihr reserviert?

Amüsantes: whoiswho.eu wird falsch als wieiswie.eu übersetzt, weil man offenbar alle Sprachen abdecken wollte. Egal welche Sprache es ist – wer wird jemals in seinem Leben xibka-ta-komunikaturi-ta-l-olaf-ghal-kontra-l-frodi.eu eintippen? Wieso sind hamburg.eu und 13 Variationen wie freie-und-hansestadt-hamburg.eu geblockt, aber muenchen.eu überhaupt nicht und berlin.eu ohne jegliche Variationen?

Fazit: ein echtes Stück Beamtenarbeit. Diese Listen sind unvollständig, amateurhaft und praktisch nutzlos für den eigentlich angedachten Zweck.

War gerade mal am News-Nachlesen und irgendwie bin ich bei dieser Nachricht über den TV Total Auftritt eines 14-jährigen ‚Jüngstunternehmers‘, der sich als Suchmaschinenoptimierer verkauft, hängengeblieben.

Selbstvermarktung wie in den USA – grauenhaft. Sonnenbankgebräunt, pseudomässig und immer schön locker rüberkommen, egal wie wenig Ahnung man eigentlich hat.

Da ist jemand mit unterdurchschnittlichen SEO-Fähigkeiten (Optimierung nur auf – noch dazu drittklassige und praktisch trafficfreie – Einzelkeywords), der offenbar mutig genug ist in eine Kamera zu stottern und schon feiert ihn die Presse als Allzweckmittel gegen die Arbeitslosigkeit. Die Tatsache, dass die Geschwindigkeit der neuen Medien, mit denen wir arbeiten einem 14-jährigen die gleichen Chancen geben wie einem 50-jährigen, sollte doch mittlerweile keine Sensation mehr sein.

Da hatten wir hier schon 16-jährige Praktikanten, die ihn fachlich an die Wand reden könnten. Der Satz „Er hat schon Aufträge für mehr als 2000 Euro monatlich in Aussicht.“ in diesem bz-Artikel macht dann auch klar, dass da wirklich nichts wirtschaftlich Ernstzunehmendes dahintersteckt.

Update: gulli:news zur Flucht von Jerome und seinen eBay-Betrügereien

(Dieser Artikel wurde ursprünglich im alten gulli.gul.li Blog veröffentlicht wo auch 118 Kommentare erstellt wurden…)