Als wir 2006 auf unserem gulli:board zu einer Boardspenden-Aktion aufgerufen haben, war das – in dieser Dimension – Neuland für die Netzwelt. Das Ergebnis hat damals die Erwartungen übertroffen: Über 1400 User spendeten 16.478 Euro für die dringend benötigte Hardwareerweiterung der Community, mit der wir das enorme Benutzerwachstum stemmen konnten. Bei dem Verkauf von gulli.com Anfang 2008 ging diese Hardware an den Käufer über, womit wir die Angelegenheit eigentlich ad acta legen konnten, aber ein Bauchgefühl sprach dagegen: Wir wollten diese Usergelder nicht einfach so untergehen lassen, sondern sie weitergeben und nach kurzer Überlegung war klar: Wir stocken die Summe auf und spenden das Geld an verschiedene unterstützenswerte Organisationen.
Insgesamt 10 Einzelspenden in jeweils vierstelliger Höhe gingen an 10 Einzelorganisationen, die aus unterschiedlichen Motiven ausgewählt wurden. Der Gesamtbetrag von 23.333,33 Euro ging an folgende Organisationen:
Baphumelele liegt in der Khayelitsha Township bei Kapstadt. Eine Spende ging an ein ganz konkretes Entwicklungsprojekt für Kinder und Jugendliche in einer von HIV, Armut und Kriminalität geprägten Umwelt. Um die 400 Kinder, Aidswaisen und Jugendliche finden in Baphumelele nicht nur Unterkunft und Nahrung, sondern auch Ausbildung und Arbeit, in einem Wort – Zukunft. Ich kenne dieses Projekt persönlich, da die Eltern eines in Kapstadt verstorbenen Kindergartenfreundes dieses Projekt maßgeblich aufgebaut haben. (5555,55 €)
Bochum war und ist die Heimat von Fliks. Vom CCC haben wir gelernt, dass man mit einem Computer Kunst und Schönheit schaffen kann, ohne Rechner geht es aber auch. Kunst und Schönheit gibt es – entgegen anders lautender Gerüchte – auch in Bochum. Mit der Einschränkung, dass die Bochumer Symphoniker kein Konzerthaus haben, nun aber – in einer bemerkenswerten gemeinsamen Leistung vieler Freunde und Förderer – eines bekommen. Unter den Freunden und Förderern sind auch wir mit 4444,44 € dabei.
Eng verbunden mit dem Chaos Computer Club ist die Wau Holland Stiftung. Wau selber verdankt die Hackerbewegung in Deutschland einen kaum zu überschätzenden Teil ihres Erfolges. Dass Hacker heute in Deutschland in Expertengremien sitzen, Öffentlichkeit und eine Stimme haben, verdanken wir unter anderem dem 2001 verstorbenen Wau Holland, dessen Werk die nach ihm benannte Stiftung archiviert, erschließt und fortführt. Unter anderem arbeitet die Wau Holland Stiftung an einem Archiv für Neue Technikgeschichte, dem „Hackerarchiv“. Wir hoffen, mit unseren 2222,23 € einen Beitrag dazu zu leisten.
Die Freiheit der Rede, der Meinungsäußerung und der Berichterstattung liegen uns am Herzen, und auf gulli.com haben wir versucht, diese Werte auch in der Tat umzusetzen oder ihre Umsetzung zu ermöglichen. Gelegentlich war das risikoreich, unter weitaus größeren Gefahren setzen sich anderswo jedoch Menschen für diese Rechte ein. Reporter ohne Grenzen erhielten daher eine Spende (2222,22 €), ebenso amnesty international (1111,11 €).
Für Grund- und Bürgerrechte setzen sich auch andere Berufsgruppen ein – ebenfalls teilweise unter Bedingungen, von denen wir in Deutschland, Österreich oder der Schweiz (noch) weit entfernt sind. Ärzte ohne Grenzen ist daher von uns mit 1111,11 € unterstützt worden, ebenso das Forum Informatikerinnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (1111,11 €). Und weil auch in Deutschland der Grundrechteabbau massiv voranschreitet, wurde mit dem FoeBuD auch eine Institution mit 2222,23 € unterstützt, der nicht nur die Big Brother Awards in Deutschland ausrichtet, sondern auch in allen anderen Bereichen, in denen Grund- und Bürgerrechte mittels Technik, Recht und neuen Medien abgebaut und ausgehöhlt werden, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit leistet und Handwerkszeug für den ganz privaten Widerstand gegen Stasi 2.0 bietet.
Zu guter Letzt glauben wir an freies Wissen und freie Software. Und an groben Konsens und funktionierenden Code, aber an die beiden letzteren kann man schlecht spenden, weswegen die letzten beiden Geldspenden an die Wikimedia e.V. Deutschland (1111,11 €) gingen sowie an die Free Software Foundation Europe (2222,22 €)
Die Spenden erfolgten bereits Ende April, aber die aktuelle Entwicklung im gulli:board lassen uns zu dem Schluss kommen, dass diese Information doch zur Darstellung unserer Situation angebracht ist… Noch mehr Hintergründe zu dieser Spende gibt es auf dem gulli wars Buchblog
[…] schon mal der Kragen. So wie Randolf Jorberg, ehemaliger Gulli-Board Betrieber, der nach dem Motto Tue Gutes und rede darüber jetzt zum Konter ausholt. Und das ist gut so. Trackback […]
[…] sehe ich, dass Randolf (ehemaliger gulli:betreiber) eine Stellungnahme zur Spende im Jahr 2006 gebloggt hat. […]
Die Reaktionen waren abzusehen und genau diese Informationen hättet ihr früher geben müssen. Das hätte einiges erspart.
Darf ich also mal fragen, warum das vorerst „geheim“ gehalten wurde?
Spät, aber besser als nie und mehr als doppelt weggemacht durch die großzügige Aufstockung.
Du sprichst übrigens bei der Bochumer Smyphonie von 4.444 Euro aber der Screenshot sagt 3.333€.
Die Spende wurde einige Wochen später noch um 1111,11 Euro aufgestockt – die Spendenbescheinigung ist daher schon über den richtigen Betrag ausgestellt.
So hat die Spende gleich einen doppelten Zweck erfüllt. Erst lief das Board schneller durch die neu angeschaffte Hardware, und dann wurde es auch noch einem guten Zweck zugeführt. Ich muss sagen, habe bisher selten für einen so guten doppelnützigen Zweck gespendet, auch wenn ich mit der zweiten Spende ja eigentlich nichts mehr zu tun gehabt habe. Für mich war der Zweck eigentlich erfüllt mit der schnelleren Erreichbarkeit des Boards.
CU
bobby59
[…] das letzte Ticket zugunsten der Amazonica Stiftung versteigert habe und ich es für 5555,55 € (meine Liebe für Schnapszahlen… ersteigert habe. Daher werde ich jetzt den SEOktoberfest-Dienstag in München feiern um pünktlich […]